Das ist meine Geschichte, die ich erlebt habe, als ich noch im Pfarrgemeinderat der Stadtkirchengemeinde St. Andreas in Cloppenburg war. Die Geschichte geht aus einem Brief an den Vorsitzenden des Rates hervor, aus einem Brief zu Ende des 2. Jahrtausends:
Sehr geehrter Herr M e e r m a n n !
Pfarrgemeinderat ! – ein an sich für mich abgehaktes Thema; aber: Ich habe Ihnen versprochen, meinen Austritt aus dem Rat noch im einzelnen zu begründen. Und was man verspricht, das soll man auch halten! So habe ich schon meiner Tochter gepredigt , als sie klein war, und ich ihr die Geschichte von einer Prinzessin, deren Namen mir im Moment nicht einfällt, die einem Frosch w a s versprochen hatte, erzählt habe.
Auch der Titel der Geschichte fällt mir im Moment nicht ein; als Lehrer – Sie wissen schon! Wenngleich und andererseits, ich bin keine Prinzessin und Sie, so hoffe ich doch, sind wohl doch kein Frosch! Nun aber, Sie als Lehrer werden sich hier (sprich: bei Geschichten/Erzählungen) besser auskennen und wissen, welche Dramatik diese Geschichte wiedergibt! Im Gedenken daran möchte ich mein Versprechen einlösen und mein Dasein nicht irgendwann einer ähnlichen dort beschriebenen Dramatik aussetzen.
Erinnert wurde ich an mein Versprechen – von wem auch immer die Eingebung kam!? – während einer Autofahrt mit meinem Kollegen nach Bad Harzburg. Mit diesem Kollegen besuchte ich des öfteren Seminare und besprach dann und zu anderen Zeiten privat und berufliche Dinge. (Ich kenne den Kollegen schon lange, wenn ich ihn auch seit einiger Zeit aus den Augen verloren habe ; vielmehr er, den die Aufgabe der Freundschaft/Bekanntschaft wurde von ihm veranlaßt – wegen Lappalien, wie er erklärte – , so gut er es überhaupt erklären konnte . . . dieser Erklärer !
Also, irgendwie kam ich während der Fahrt nach Bad Harzburg auf das Thema Pfarrgemeinderat; ich erzählte davon und das Gespräch mit ihm hat/te seine Bedeutung, wie Sie zum Schluß dieser Aufzeichnung von meiner kirchlichen Rats-Zeit und den hervorragenden Vorfällen sehen werden.
Begonnen habe ich mit der Zeit, als ich Protokollführer des Pfarrgemeinderates wurde; also sprach ich . . . . zum Kollegen :
Das Amt eines Protokollanten des Gremiums hatte ich nach einer Wahl mit dem Hinweis angenommen, daß ich beruflich schon überlastet sei, und es mir kaum möglich sei, dieses Amt voll auszufüllen. Dennoch habe ich JA gesagt und versucht, so gut es ging, zu protokollieren. Das ging auch gut, g u t im wahrsten Sinne des Wortes! Solange, bis das Thema Wie gehe ich wiederverheirateten Geschiedenen um von den Ratsmitgliedern behandelt wurde.
Interessant war, daß in der entsprechenden Sitzung die Geistlichkeit nicht anwesend war, was aber nur Zufall war. Es wurden Aussagen von den Sitzungsanwesenden getroffen, die vielleicht von den Mitgliedern nicht so getan worden wären, wenn, ja wenn Geistliche zur Sitzung erschienen wären. Ein Ratsmitglied mit einer - nicht protokollierten - Aussage zum Schluß der Aussprache: „Ich möchte mal wissen, ob das, was hier heute abend gesagt worden ist, auch gesagt worden wäre, wenn Geistliche anwesend gewesen wären!“ So, also der Nicht-Protokollierte.
Und dann das Protokoll von mir während der nächsten Sitzung: Vier (oder fünf) Herren wollten d a s nicht gesagt haben, was für sie im Protokoll vermerkt war. Also gaben sie an, was gesagt haben wollten; auch das wurde von mir protokolliert. Interessant war im nachhinein, daß inhaltlich die neuen Aussagen fast genau mit den alten übereinstimmten! Nur: laut Protokoll wollten sie e s nicht gesagt haben! Merkwürdig! Blickten sie noch oder überhaupt durch?
So mein Einlaß während der Fahrt – wir fuhren ja noch – zu meinem Kollegen.
Was hatten die Meckereien für eine Bedeutung? , fuhr ich fort (auch mit dem Auto).
Erklären läßt sich das meines Erachtens so: die Herren wollten bei Abwesenheit der Geistlichkeit das Protokollierte nicht gesagt haben, weil sie Angst vor ihren eigenen Aussagen, vor ihren eigenen Meinungen hatten. Mit ihren Aussagen, Meinungen, ihrem Denken waren sie in ein geistiges Spinnennetz geraten, aus dem sie sich nicht befreien konnten. Sie haben wohl angenommen, der Dechant . . . und Pfarrer . . . und . . . könnten ihnen ihre Meinung krumm nehmen. Sie meinten wohl, nicht mehr als Streng-Gläubige, nicht mehr als streng katholische Christen eingestuft zu werden. So denke ich !
Und denke und spreche - während der Fahrt - weiter:
Ist ein solches Duck-Mäuser-Tum nicht der Anfang von Unterwerfung, falsch verstandener Autoritätshörigkeit? Dabei war es/sie – Duckmäusertum, Autoritätshörigkeit - in diesem Fall – ich gehe davon noch immer aus; soweit kenne ich den Dechanten – gar nicht gefragt. Wie das anfangs zu solchen Zeiten und bei solchen Gelegenheiten oft ist! Nur, andere – Böswillige – bauen darauf auf!
Du kannst ganz schön schlaumeierig reden, meinte er, der Kollege, der weder steuerte, nur zuhörte; aber was sollte er sonst machen! War ihm meine Gerede schon zuviel? Trotzdem, ich fuhr fort . . . .
Bestätigt wurde meine Meinung durch die Bemerkung des Vorsitzenden der Geistlichkeit im Dekanat während einer Besprechung der Angelegenheit, daß man vielleicht auch - sogar! – Pfarrgemeinderatsmitgliedern einen Spiegel vorhalten müsse!
Durch welches Verhalten von Einzelnen haben autoritäre Strukturen ihre Chancen, ihre Überlebenschancen? Fängt nicht alles im Kleinen an? Nicht dann schon, wenn Nach-Macht-Strebende von einzelnen, nicht allzu Charakterfesten hören, diese dann den Nach-Macht-Strebenden zuhören, ihnen alsbald geistig gehören, übernommene Aussagen endlich beschwören, danach andere nicht Zuhörende und Zugehörende verhören und . . . und . . . ? Da geht es los, ich bin sicher!
Das sagtest Du fast schon, fuhr mein Beifahrer fort.
Mit Argusaugen wurden meine Protokolle beobachtet. Doch der Punkt auf`m i : Das letzte von mir geschriebene Protokoll hatte ich entworfen und ließ es aus Zeitgründen dem Pfarrgemeinderatsvorsitzenden durch r meine Mitarbeiterin zur Durchsicht zukommen. Dieser w i e s meine Mitarbeiterin während meiner Abwesenheit an (ich war derzeitig im Osten der Wenderepublik) , das entworfene Protokoll an die Pfarrgemeinderatsmitglieder zu verschicken. Berichtigungen könnten während der nächsten Sitzung besprochen werden, gab er anweisend an. Und in der nächsten Sitzung verkündet der Vorsitzende im Stile eines Herr Lehrer, ich weiß was! seine Änderungswünsche, ohne darauf zu verweisen, daß den Mitgliedern ein Protokollentwurf vorlag. Statt Zusammenarbeit noch einmal Rache für seiner Meinung nach zu genau geschriebene Protokolle!?
So er einmal während einer Besprechung: „ Man muß doch nicht unbedingt alles aufschreiben, was Sitzungsteilnehmer sagen. Dann wagt ja zuletzt keiner mehr, was zu sagen.“ Nun, wenn dem so ist, muß man auch nicht mehr überlegen, was man sagt! Streng genommen!
Noch immer dauerte unsere Fahrt nach Bad Harzburg an. Ich glaube, so ganz besonders interessiert hörte er auch nicht (mehr) zu. Doch bemerkte er, damit wohl auch die Sache beenden wollend, daß er das Verhalten der Räte wegen unserer angeblichen Falschprotokollierung für nicht so wichtig halte, schlimm wäre schon das Meckern an dem Protokollentwurf vor versammelter Mannschaft gewesen. . . . . . Darauf schwieg ich – zunächst. Wegen Betroffensein und/ oder Getroffensein?
Sind nur Äußerlichkeiten wichtig? (Da fällt mir ein: der war eigentlich immer schon so – oder ? ) Jedenfalls zunächst nachdenklich, dann andere Themen befachsimpelnd, manchmal auch heiter/erheiternd ging`s über die Autobahn weiter . . . . nach Bad Harzburg.
Im nachhinein – wann auch immer!? – wurde mir bewußt, daß ich um eine Erfahrung reicher geworden war – oder eine schon öfter gemachte Erfahrung hatte sich bei mir verdichtet. Worum geht es dabei?
Klar wurde mir – noch einmal -, der eine sieht gewisse Gegebenheiten einfach anders als ein anderer. So einfach ist das, aber so interessant ist dieses alles auch! Ich hatte von meinem Mitfahrer-Kollegen natürlich reine Bestätigung meiner Ansichten erwartet, war zunächst enttäuscht, aber es ist nun mal so: für einen ist der Punkt auf’m i wichtiger als das i selbst, für einen anderen wieder umgekehrt! Der eine andere bin in diesem Fall ich: das Verhalten der Personen wegen der angeblich inhaltlich nicht richtigen Protokolle ist für mich nicht hinnehmbar. Petzerhaftes Tun ist für mich nicht unwichtig, doch darüber hätte ich für sich allein hinweggesehen.
Traurig stimmt mich das gezeigte und offenbar gewordene Mitläufertum, Duckmäusertum usw., obwohl, wie hier, ich betone es noch einmal, es gar nicht gefordert war – gefordert war in dem Sinne, daß es Nachteile für gewisse Personen gehabt hätte! Im Gegenteil: vielleicht wären sie in der Achtung bestimmter Amtspersonen gestiegen. Diese Christen!
Gab`s das schon immer? Klar! Aber fängt es wieder an? E s gab es schon immer, e s wird es auch immer wieder geben. Manchmal stärker, manchmal weniger ausgebreitet. Leider ! Man braucht nur ein aufmerksamer Zeitzeuge zu sein.
So, Herr Meermann, dieses also als meine Begründung für meinen Rücktritt aus dem Pfarrgemeinderat! Sie fragen sich, warum ich Ihnen in diesem Zusammenhang von einer Autofahrt mit meinem Kollegen berichte? Nun, folgendes:
Mein Kollege hatte in dieser Angelegenheit einen anderen Standpunkt als ich, oder er gewichtete Einzelheiten anders als ich. Das herauszustellen, ist mir auch wichtig. Denn: Auch Sie werden den Sachverhalt anders standpunkten als ich. Auch als mein Kollege, werden anders schlußfolgern als wir. Während ich meine Ausführungen und Folgerungen für nach meiner Meinung unbedingt richtig halte – davon gehe ich auch nicht ab! – gestehe ich Ihnen zu, Ihren Standpunkt zu haben, ihre Folgerungen zu ziehen. So wie ich das gegenüber meinem Kollegen getan habe, zwar be- und getroffen, aber mit Schweigen alles in-sich-aufnehmend und die Dinge zu verarbeiten suchend.
In diesem Sinne können wir, denke ich, beide gut leben: Sie mit Ihrem Standpunkt und Ihren Folgerungen, ich genauso und beide sich als solche achtend! Noch leben wir (hier) gut. Aber, und da sollten wir einer Meinung sein, lassen wir uns dieses Gut-Leben nicht durch falsch verstandenen Autoritätssinn kaputt machen! Da sollten wir einer Meinung sein!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, Ihrer Familie ein gutes christliches Leben!
Einen guten Rutsch ins nächste Jahrtausend und daß Sie möglichst viel davon erleben!
AUF INS 3. MILENNIUM !
Es grüßt und begegnet Ihnen gern in gegenseitiger Achtung
W ...
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