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Schön, dass Sie mich besuchen !

Lieber Leser !

Die Meinung, feste Ansicht der katholischen Kirche zu dem hier angesprochenen Thema ist bekannt. Es geht auch nicht einmal darum, diese Ansicht anzuzweifeln. Jede/r muß für sich entscheiden, die Meinung/feste Ansicht der Kirche für sich bewerten.

 

Ich möchte nachfolgend aber auch die Ansicht/Meinung anderer darstellen, damit Sie, wir alle umfassender informiert sind.

Welche eigenen Ansichten/Meinungen jemand aus dem Geschriebenen zieht, ist ihm überlassen!

Bevor Sie dieses und das dazu lesen, lesen Sie zunächst die Meinung von    . . . . . :

 

Hat das Abendmahl stattgefunden, hat er , Jesus, die Einsetzungsworte gesprochen, hat er sie so gesprochen, wie heute von der Kirche jeden Tag vorgetragen, hat er sie so gemeint, wie die Kirche sie auslegt? Nun, es wird immer ein Thema bleiben - wie geschrieben - hat er . . . . . ?

 

Könnte man sich nicht wie folgt einigen und all diese Fragen nicht so wichtig nehmen, könnten mit folgender Meinung, Ansicht ,Auslegung nicht   a l l e   leben und Abendmahl feiern?

Gehen wir davon aus, daß das Abendmahl stattgefunden hat, daß Jesus die   Einsetzungsworte  gesprochen hat, dann läge es doch nahe, daß Jesus auch hier in Gleichnissen gesprochen hat - wie so unendlich oft - und gemeint hat:

Segnet   d i e s e s    Brot und    d i e s e n   Wein, esst das Brot und trinkt den Wein zu meinem Gedächtnis, zum Andenken an mein beginnendes Leiden und Sterben. Denkt immer an mich, wenn ihr   gesegnetes   Brot und gesegneten Wein im Gedächtnis an mich esst bzw. trinkt. Seid eins untereinander und mit mir, seid im Frieden Gottes zusammen, erbittet den Frieden von Gott - denn nur er kann euch diesen Frieden geben ! - , seid so sehr eins untereinander und mit mir, daß ihr eine gedankliche, geistige Verschmelzung zwischen euch und mir spürt . . .  ,  die so tief ist, daß ihr fühltet, ihr wärt untereinander und mit mir ganz eins! So tief, daß ihr    fleischliche   Gegensätze    nicht mehr spürt!

Und wenn diese geistige Assimilation beendet ist, dann geht eure Wege, kommt wieder zusammen, so oft ihr das Bedürfnis habt, meiner und derjenigen Menschen zu gedenken, die ebenso unschuldig wie ich Leiden ertragen müssen; denn ihr seid noch h i e r , und ich bin beim Vater, auch Eurem Vater, und ich freue mich, Euch irgendwann - vom Vater zu bestimmenden Zeitpunkt - beim Vater begegnen zu dürfen, um dann auf ewig einszu  sein mit euch !

*

Mit dieser Meinung, dieser Ansicht, diesem Tun kann doch jede und jeder einverstanden sein - meint jedenfalls . . . ! Er meint das so lange, bis er heimgeht zu Jesus und zum Vater, die ihn dann, wenn er falsch gemeint, gedacht und getan hat, aufklären werden, ihm wissen lassen, wie Jesus die  Abendmahlsworte  gemeint hat. Eines werden sie ihm auf jeden Fall abnehmen, ihm anrechnen, nämlich daß er seine Meinung gut gemeint hat - auch in dem Sinne, daß er seine Meinung vorgetragen hat und nicht rechthaberisch war - wie andere ! Er meint für sich aber, sie werden ihm recht geben.

 

Andere meinen:

DAS ABENDMAHL

ABENDMAHL nennen wir das Mahl, das JESUS vor seinem Leiden und Sterben mit seinen Jüngern (und vermutlich auch Jüngerinnen) gehalten hat.

Besonders evangelische Christen (siehe CHRISTLICHE KONFESSIONEN) verwenden diesen Begriff auch heute für die Erinnerungsfeier an dieses Mahl. Doch hat auch diese Feier zumeist genauso wenig etwas mit einem wirklichen Mahl und damit mit dem zu tun, um was es vermutlich Jesus ging, wie die entsprechende KOMMUNION- oder Eucharistiefeier bei katholischen Christen.

Zunächst einmal: Es gibt heute durchaus ernst zu nehmende Erkenntnisse (ich erinnere mich an ein Referat eines Aachener Theologen), nach denen dieses Mahl wohl tatsächlich stattgefunden hat, jedoch ohne die uns bekannten Einsetzungsworte, nach denen Jesus dabei das Brot und den Wein in sein Fleisch und Blut verwandelte und seinen Jüngern zur Speise und zum Trank gab.

Für diese These spricht etwa:

- Das "Essen" vom Fleisch eines Gottes und mehr noch das Trinken von Blut gehören in der Antike zu durchaus üblichen jedoch typisch heidnischen, also nichtjüdischen Kulten. Den Juden wäre so etwas unvorstellbar und geradezu ein Greuel gewesen. Es ist also zu vermuten, daß der Bericht von den Einsetzungsworten und vom anschließenden gemeinsamen Essen und Trinken für die Heidenchristen geschrieben wurde, die solches "Gott essen" kannten und die "so etwas" von einer "vernünftigen Religion" einfach erwarteten.

- Beim ersten "nachösterlichen" Abendmahl, nämlich dem zusammen mit den Jüngern in Emmaus (Lukas 24, 13f), segnet Jesus zwar das Brot und den Wein, jedoch ist keine Rede von irgendwelchen Verwandlungsworten, ebenso auch nicht im Kapitel 21 des Johannesevangeliums, wo es auch einen Bericht gibt, daß der "nachösterliche" Jesus seinen Jüngern etwas zu essen gibt, diesmal allerdings Brot und Fisch.

Wie könnte nun ein Mahl aussehen, daß dem entspricht, was Jesus wollte? Unsere Messe als Vorbild? Selbst wenn ich hin und wieder tatsächlich gern in eine Messe - zumindest wenn mit klassischer Musik - gehe und auch Freunde aus aller Welt und mit den unterschiedlichsten Religionen mitnehme, so bin ich mir doch einigermaßen sicher, daß solche Messen nicht im Sinne Jesu sind: Bürgerlich-braves Sitzen und Stehen und Knien und Zuhören und Ergriffen-Sein und gegen Ende dieses Empfangen des verwandelten Brotes und bisweilen des Nippens an einem Kelch, das ist es gewiß nicht, selbst wenn das alles noch so heilig und durch lange TRADITIONEN zementiert ist!

Ob wir nicht also einmal bei den Konzepten für eine sinnvolle Feier heute auf die sonstigen Speisungen zurückgreifen, die von Jesus berichtet werden?

Irgendetwas wird dabei ja vermutlich historisch, also wirklich geschehen sein.

Wenn sich auch hinter den "wunderbaren Brotvermehrungen" aus dem Neuen Testament, die hier infrage kommen, vermutlich sogenannte "metaphysische WUNDER" verbergen, doch dürfte es auch nicht so falsch sein, wenn wir sie als Idee für das Konzept unseres Gottesdienstes als "soziale WUNDER" sehen. Das heißt, daß die Menschen, die damals zu Jesus in die Wüste strömten, durchaus ihr "Picknick" dabei hatten, wenigstens die meisten, dach daß sie erst durch die Predigt Jesu bereit waren, das alles auch mit anderen zu teilen. Was wäre, wenn wir unsere Gottesdienste in diesem Sinn gestalteten? Sehen wir uns also so ein "Mahl in der Wüste" im Markusevangelium, Kapitel 14, einmal an:

30 Und die Apostel versammeln sich zu Jesus; und sie berichteten ihm alles, was sie getan und was sie gelehrt hatten. 31 Und er sprach zu ihnen: Kommt, ihr selbst allein, an einen öden Ort und ruht ein wenig aus! Denn derer, die kamen und gingen, waren viele, und sie fanden nicht einmal Zeit, um zu essen. 32 Und sie fuhren in einem Schiff allein an einen öden Ort; 33 und viele sahen sie wegfahren und erkannten sie und liefen zu Fuß von allen Städten dorthin zusammen und kamen ihnen zuvor. 34 Und als Jesus aus [dem Schiff] trat, sah er eine große Volksmenge und wurde innerlich bewegt über sie; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing an, sie vieles zu lehren. 35 Und als es schon spät am Tag war, traten seine Jünger zu ihm und sagen: Der Ort ist öde, und es ist schon spät am Tag; 36 entlaß sie, damit sie auf die umliegenden Höfe und in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen! 37 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen! Und sie sagen zu ihm: Sollen wir hingehen undfür zweihundert Denare Brot kaufen und ihnen zu essen geben? 38 Er aber spricht zu ihnen: Wieviel Brote habt ihr? Geht hin, seht nach! Und als sie es festgestellt hatten, sagen sie: Fünf, und zwei Fische. 39 Und er befahl ihnen, daß sie sich alle nach Tischgemeinschaften auf dem grünen Grase lagerten. 40 Und sie lagerten sich in Gruppen zu je hundert und je fünfzig. 41 Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte auf zum Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie ihnen vorlegten; und die zwei Fische teilte er unter alle. 42 Und sie aßen alle und wurden gesättigt. 43 Und sie hoben auf an Brocken zwölf Handkörbe voll und von den Fischen. 44 Und es waren derer, die die Brote gegessen hatten, fünftausend Männer.

Wäre das nicht ein schönes Modell für ein heutiges "Abendmahl"? Als ich vor ein paar Jahren einmal bei einer Erstkommunionfeier eingeladen war, da überlegte ich mir, wie diese Feier wohl eher gestaltet werden könnte, daß die Teilnehmer (die ja oft lange nicht mehr zu einem Gottesdienst waren, wenn überhaupt) wirklich etwas davon hätten und daß sie gleichzeitig auch im Sinne Jesu gewesen wäre. Könnte man nicht das anschließende "Brunch" bei meinen Freunden mit dem Festgottesdienst verbinden?

Was wäre also, wenn es nach dem Gottesdienst nicht mehr einzelne Feiern in den Familien gäbe, sondern wenn alle Einzelgruppen ihr Essen - warmes oder kaltes Büfett - in dem Gemeindesaal (oder in der umgeräumten Kirche) aufbauten und wenn dann alle betroffenen Familien mit ihren Gästen gemeinsam äßen und sich dabei locker unterhielten.

Und ich bin mir sicher, daß dabei das Gespräch durchaus auch auf die Idee eines solchen Gemeinschaftsessens und überhaupt auf das ethische Konzept der ERSTKOMMUNION im Hinblick auf das GLᅵCK der Kinder überhaupt käme. Natürlich wären einige wenige Worte des Pfarrers wichtig, doch viel ist ja nicht mehr zu sagen, da die Gemeinde aus der Vorbereitung ohnehin weiß, um was es geht.

Als ich von einer solchen Gestaltungsmöglichkeit eines Erstkommuniongottesdienstes in einer Klasse erzählte, protestierte zwar einmal ein Schüler und meinte, so eine große Sache hätte er doch nicht gewollt, denn das sei doch sein Fest und eine Familienangelegenheit. Nein, meinte ich, wenn er so denke, dann sei er nicht "kommunionfähig", was zu deutsch bedeute "gemeinschaftsfähig", er würde also am Sinn der "Kommunion" vorbeigehen, was ja "Gemeinschaft" heißt.

Und daß ein solches Fest tatsächlich geht, praktiziere ich "immer" bei meinen runden Geburtstagen. Da miete ich hier die Festzimmer eines Schlosses in der Nähe (nicht ganz billig, doch was soll´s), lasse Tische und Stühle aufstellen, besorge das Fleisch und bereite es zu ("Schinken wie gewachsen im Backofen", allerdings fachmännisch gewürzt von einem Freund), besorge die Getränke (durchaus auch Sekt und Wein und Bier) - und bitte die Gäste, als Geschenk lediglich einen selbst gemachten Salat oder einen Kuchen mitzubringen. Und beide Feste, die ich bisher auf diese Weise mit meinen Freunden, Kollegen, Verwandten und Nachbarn gefeiert habe, waren ein voller Erfolg, nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene freuten sich schon auf das nächste Fest. Eine Kollegin reimte zwar in einem von ihr vorgetragenen Festlied, daß ich die Leute zu missionieren versuchte, allerdings wolle keiner - doch ich hätte ja darauf hinweisen können, wie gut mir das gelänge, schließlich seien doch so viele zu meinem Fest gekommen und sie alle fühlten sich offensichtlich wohl - und das sei eben genau meine Mission, daß das so sei!

Es gibt ja auch noch andere Gestaltungsmöglichkeiten für solche "Abendmahle". Natürlich sind sie mehr oder weniger aufwendig. Doch wenn wir schon ein Gedächtnismahl an Jesus feiern, darf das nicht auch ein wenig aufwendig sein?

Und hier zwei wichtige, allerdings im Grunde widersprüchliche Beiträge aus der Zeitung DIE WELT:

In dem Beitrag vom 27. Mai 2003 anläßlich des Kirchentags in Berlin: "Leib? Blut? Zeichen? Wunder? Was geschieht beim Abendmahl?" gibt Gerhard Besier einen historischen Abriß, wie es überhaupt zu unserem heutigen Glauben und zu unserer heutigen Praxis im Zusammenhang mit dem Abendmahl kam.

Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2003/05/27/102969.html

In dem Beitrag vom 24. Mai 2003 "Gott ist ein Stück Brot - Unglaublich, was diese Leute da glauben oder Warum die Eucharistiefeier der katholischen Kirche ein einziger Skandal ist" legt Paul Badde die Theologie der Eucharistiefeier dar. Damit baut er auf etwas auf, was im Grunde gar nicht klar ist - nach dem Beitrag von Gerhard Besier.

Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2003/05/24/100821.html

Dieses Stichwort gehört zum W￶rterbuchteil des Konzepts BASISRELIGION.

Der Verfasser weist ausdrücklich darauf hin, daß zum richtigen Verständnis des Einzelstichworts bisweilen das Verständnis des Gesamtzusammenhangs nötig ist. Folgen Sie daher bitte den entsprechenden Verweisen ("Links")!

Zur Geschichte von Abendmahlfeiern

Religiöse Mahlfeiern sind in fast allen Religionen bekannt. Das christliche Abendmahl fußt auf jüdischen Traditionen. Es war dort üblich, das Brot zu brechen und dabei einen Segensspruch zu sprechen. Beim Passahmahl, dem jüdischen Erinnerungsfest an den Auszug der Israeliten aus Ägypten, wurden darüber hinaus schon in urchristlicher Zeit vier Kelche gereicht, über die ebenfalls ein Segenswort gesprochen wurde.

Im hellenistischen Kulturkreis mischten sich mit der jüdischen Tradition auch Elemente andersgläubiger Kultmahle. Das jüdische Passahmahl am Abend des ersten Frühlingsvollmonds, bestehend aus einem Familienmahl mit geschlachtetem Lamm, ungesäuertem Brot (Mazza) und bitteren Kräutern, wurde als nachösterlicher, frühchristlicher Kult übernommen. Dieser Kult wurzelte in den Mahlgemeinschaften des irdischen Jesus und in den Erscheinungsmahlen. Die Mahlfeiern wurden als vorweggenommene Teilhabe am endzeitlichen Mahl im Zusammenhang mit der anbrechenden Gottesherrschaft verstanden.

Die unterschiedlichen neutestamentlichen Zeugnisse über die Einsetzung des Abendmahls legen nahe, dass es in den christlichen Urgemeinden verschiedenartige Mahlfeiern gab. Das Brotbrechen war mit einem deutenden Wort verbunden, das die Handlung auf den in den Tod gegebene Leib Jesu bezog. Das Kelchwort verhieß ursprünglich die künftige Mahlgemeinschaft in der vollendeten Gottesherrschaft. Aus dem Brotwort interpretierte man dann eine Sühnehandlung Jesu, aus dem Kelchwort die Stiftung eines neuen Bundes.

Mit dem Vollzug der Mahlfeier war die Vorstellung einer Vergegenwärtigung Jesu im Kreis der Feiernden, die Gemeinschaft mit ihm und die Teilhabe an seinem heilstiftenden Handeln verbunden. An die Stelle des Lamms bei der jüdischen Passahfeier trat der Selbstopfertod Jesu. Die vielfältigen Missbrauchs-Warnungen von Seiten des eigentlichen Religionsstifters des Christentums, Paulus, zeigen u.a., dass sich Christen gleichzeitig auch an nichtchristlichen Opfermahlen beteiligten, diese also in verschiedenen Religionen des Mittelmeerraumes gang und gebe waren.

Heute dagegen sind Menschenopfervorstellungen, Jesu "Blutvergießen am Kreuz", kaum noch vermittelbar. Darum hat sogar eine evangelische Bischöfin die Geburt Jesu in den Mittelpunkt symbolischer Heilshandlungen rücken wollen. Dagegen ist einzuwenden, dass das Abendmahl als Teilhabe an dem von Jesus verwirklichten Heil für die christliche Religion konstitutiv ist. Brot und Wein sind den Gläubigen konkrete Zeichen für die reale Heilsverwirklichung.

In der Alten Kirche erschien das Abendmahl zunehmend als Lob-, dann als Kreuzesopfer, das der Kirche durch die Apostel überliefert wurde. Danach wiederholt der Priester an Christi statt dessen Leiden, die er Gott als Opfer darbringt. Nach einer anderen Tradition wurde schärfer zwischen den Einsetzungsworten und den Elementen unterschieden, wobei dem Wort die eigentliche Bedeutung im Zusammenhang mit der Wirkung des Abendmahls gegeben wurde. Schließlich kam auch der Gedanke einer Verwandlung der Elemente durch die Gnade des herabkommenden Geistes auf und führte zu der Vorstellung, auf dem Altar befinde sich Fleisch und Blut Christi.

Wer diese empfängt, erfährt ihre Wunderkraft im physischen und psychischen Sinne. Damit wuchs der mysteriöse Charakter des Geschehens, eine gewisse Scheu vor dem gelegentlich auch als geheimes Zaubermittel verstandenen Abendmahl. Dieses wurde jetzt seltener gefeiert und die Angst, etwas von den kostbaren Elementen zu verschütten, kam auf.

Beide Traditionsstränge - jener der den Zeichencharakter und das Wort wie jener der die Wunderhaftigkeit des Umwandlungsgeschehens betonte - bildeten im Mittelalter den Ausgangspunkt für verschiedene Abendmahlsstreitigkeiten.

Nachdem ein Mittelweg zwischen extremem Symbolismus und extremem Realismus gefunden war, entstand ein neues Problem: Welcher Leib Christi war denn eigentlich gemeint? Der des historischen Jesus, der des Gekreuzigten und Auferstandenen, der auf dem Altar geweihte, sakramentale Leib oder der Leib der Kirche?

In den verschiedenen Kontroversen setzte sich der Opfergedanke durch, wonach die Kirche, vertreten durch den Priester, den gegenwärtigen Leib Christi als ihr Opfer dem Vater darbringt. Seit dem Lateran-Konzil von 1215 redete man von der Wandlung (Transsubstantiation), die in den Augen der Volksfrömmigkeit als erneutes Opfer des Gottessohnes und daher als äußerst wirksames Mittel verstanden wurde, sich in diesem Zusammenhang alles nur Erdenkliche von Gott zu erbitten.

Um solche Gunst zu erlangen, orderten die Bittsteller beim Priester gegen Entgelt Privatmessen, wodurch die Eucharistie zum Teil ihren Öffentlichkeitscharakter verlor. Auch wegen seiner sündentilgenden Wirkung für Lebende wie Tote nutzten die Gläubigen gerne die Maßnahme der Messfeier.

Im Hochmittelalter bildete weniger die Kommunion, als das Anschauen der durch den Priester hochgehobenen, gewandelten Hostie den Höhepunkt des Heilshandelns. Die alte Scheu vor dem heiligen Geschehen verknüpfte sich mit besonderen Reinheitsvorstellungen, denen die Laien vielfach nicht mehr genügen konnten.

Darum rückte der Klerus immer mehr ins Zentrum der Handlung; die Liturgie erhielt die Funktion eines Nacherlebens der Passion. An der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert und in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts bewirkten kirchliche Reformen und die in sich facettenreiche Reformation eine grundlegende Veränderung des Abendmahlsverständnisses.

Luther distanzierte sich von der transsubstantianischen Interpretation der leiblichen Gegenwart Christi, forderte den Laienkelch und stellte die Einsetzungsworte in den Mittelpunkt der liturgischen Handlung; die Elemente waren ihm das Versicherungszeichen des im Wort Zugesagten.

Seit 1524 entstanden über der Frage einer leiblichen Realpräsenz Christi im Abendmahl, an der Luther festhielt, innerreformatorische Kontroversen. Diese Abendmahlsstreitigkeiten begründeten die konfessionskirchliche Vielfalt innerhalb des Protestantismus.

Im 17. und 18. Jahrhundert verschoben sich wiederum die Akzente. Der Pietismus kritisierte die lehrhafte Veräußerlichung des Abendmahls und unterstrich die persönliche Haltung, mit der sich der Glaubende auf das Abendmahl vorbereitete und es empfing. Für die Aufklärung stand die sittliche Bewährung Jesu im Vordergrund, der man im Abendmahl gedachte. Infolge dieser veränderten Betrachtungsweisen erschienen die innerprotestantischen Lehrdifferenzen zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht mehr als wesentlich. Erst die ökumenische Bewegung während des 20. Jahrhunderts hob die Uneinigkeit hinsichtlich des Abendmahlverständnisses gravierend ins Bewusstsein und forcierte Abendmahlsgespräche. Nach 55 Jahren erreichte man auf diesem Weg 1982 in Lima die Verabschiedung eines "Konvergenzdokumentes" über "Taufe, Eucharistie und Amt". Danach ist die Eucharistie "das Sakrament der Gabe, die Gott uns in Christus durch die Kraft des Heiligen Geistes schenkt. Jeder Christ empfängt diese Gabe des Heils durch die Gemeinschaft am Leib und Blut Christi." Sowohl reformatorische Kirchen als auch die römisch-katholische Kirche betrachteten - je aus ihrer Perspektive - diese Formulierung als unzureichend. Die 1973 aus lutherisch-reformierten Dialogen erwachsene "Konkordie reformatorischer Kirchen in Europa" (Leuenberger Konkordie) wurde von über 100 Kirchen anerkannt und ermöglicht die Abendmahlsgemeinschaft zwischen ihnen. Trotz verschiedener Anstöße durch das II. Vatikanische Konzil (1962-1965) und erheblicher Dialogbemühungen ist es bisher nicht gelungen, auch mit der römisch-katholischen Kirche zu einer Abendmahlsgemeinschaft zu kommen. Abgesehen von den traditionellen Differenzen in der Eucharistiefrage sind auch die Auffassungen über das Kirchen- und Amtsverständnis zu unterschiedlich, um gemeinsam an den "Tisch des Herrn" zu gehen.

Im Widerspruch zu den theologischen Bemühungen auf allen Seiten schwindet unter den Kirchenmitgliedern das innere Verständnis für die Heilsnotwendigkeit des Abendmahls. Durch immer neue liturgische Reformen wurde das Gewicht der Traditionen allmählich ausgehöhlt; kultische Inhalte und Formen erscheinen irgendwie beliebig. In der römisch-katholischen Kirche wie im Protestantismus gehen die Messe- bzw. die Gottesdienstbesuche dramatisch zurück. Diese Situation erhöht die Versuchung, theologische Differenzen stillschweigend zu ignorieren und das - in Wahrheit gar nicht vorhandene - Gemeinsame äußerlich machtvoll zu demonstrieren. Solchen faulen Kompromissen hat Papst Johannes Paul II. mit seiner Enzyklika Ecclesia de Eucharistia eine Absage erteilt. Ob er damit die Erosion des christlichen Glaubens aufhalten kann, erscheint freilich zweifelhaft. Nicht die eine Kirche Jesu Christi "in versöhnter Verschiedenheit" gibt den Sachstand wider. Vielmehr verstehen die Menschen immer weniger ihre eigenen Traditionen, geschweige denn die der anderen - noch ist ihnen wirklich klar, was das Ganze überhaupt soll.

Artikel erschienen am 27. Mai 2003